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Die 5 häufigsten Barf Irrtümer

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Als ich meine erste Hündin aus dem Tierheim adoptiert habe, war ich meiner Meinung nach, auf alle Eventualitäten vorbereitet. Verschiedene Körbchen, Decken, Halsbänder, Geschirre, Näpfe, Spielzeug, Bürsten und vieles mehr. Einzig an das Futter hatte ich kaum Gedanken verschwendet. Unser Hofhund früher ist mit Discounterfutter und Tischresten alt geworden, also schien das doch gut zu funktionieren. Nur sah unsere Emma das etwas anders. Es begann eine Odysee aus verschiedenen Futtersorten, weil sie auf alles mit Durchfall reagierte. Ich begann also intensiv zu recherchieren und mich den verschiedenen Deklarationen und Inhaltsstoffen auseinander zu setzen. Irgendwann stieß ich dann auch auf den Begriff ‚BARF‘ und damit unweigerlich auch auf Negativmeinungen, Mythen und, wie ich mittlerweile weiß, Irrtümer. Die 5 größten Barf Irrtümer habe ich Euch hier zusammengefasst:

Barf ist sehr zeitaufwendig und kompliziert

Genau das war tatsächlich auch mein erster Eindruck, als ich begann, mich in das Thema einzulesen. Barfen schien mir unfassbar kompliziert. In jedem Forum, das ich in der Zeit durcharbeitete, kamen neue Bedarfswerte und Komponenten- Verhältnisse zum Vorschein, die man doch allerhöchstens als studierter Mathematiker richtig berechnen konnte. Dann stieß ich auf Swanie Simon und Nadine Wolf. Swanies Artikel „Das Brimborium um Barf“  machte mir dann doch wieder Mut und ich kaufte mir die Bücher der beiden Damen (Swanies BARF Brochüre und das BARF Buch von Nadine Wolf).

Und tatsächlich wird nach Lektüre der Bücher das Thema wesentlich klarer und wirkt nicht mehr gar so angsteinflößend. Prinzipiell orientiert man sich am Beutetier und entsprechend ist auch das Verhältnis von Muskelfleisch, Innereien, Pansen und Knochen aufgeteilt. Die Gesamtration besteht aus 80 % tierischem und 20 % Obst und Gemüse.

Hat man sich einmal einen groben Plan erstellt, sollte man auf die Suche nach einem geeigneten Anbieter gehen. Natürlich ist es einfacher im nächsten Supermarkt oder Tierfachhandel einen Sack Trockenfutter zu kaufen. Dank Online Shops ist es aber für alle, die keinen Schlachthof oder Barf Shop in der Nähe haben, kein Problem, alle Komponenten möglichst sogar bei einer Bezugsquelle zu beziehen.

Gerne wird auch verbreitet, dass man beim Barfen unglaublich viele Zusätze und Pülverchen braucht, um auch nur ansatzweise alle Bedarfswerte zu decken. Dabei sind sich die Barf- Profis allerdings recht einig, dass es nur zwei Zusätze gibt, die wirklich notwendig sind. Ein Omega 3-6-9 Öl und Seealgenpulver.

Rohes Fleisch ist unhygienisch und macht krank

‚Hast Du keine Angst vor Salmonellen?‘ Diese Frage wurde mir schon recht oft gestellt, wenn es um die Fütterung meiner Hunde ging. Am Anfang habe ich mir diese oft selbst gestellt. Allerdings sollte man generell beim Verarbeiten von Fleisch, insbesondere rohem Geflügel Vorsicht walten lassen, unabhängig davon, ob man für den Hund oder für den eigenen Verzehr verarbeitet. Dazu gehört für mich das Händewaschen nachdem ich mit rohem Fleisch in Kontakt gekommen bin, regelmäßiges austauschen der Spüllappen und Bürsten sowie auch regelmäßiges reinigen der Arbeitsflächen mit antibakteriellen Reinigungsmitteln. Dies mache ich allerdings hauptsächlich, um meinen Partner und mich selbst zu schützen, da gebarfte Hunde durch eine sehr starke Magensäure eher selten an Salmonellen erkranken. Auch darf nicht vergessen werden, dass es noch weitere Salmonellenherde geben kann. Beispielsweise wurden auf getrockneten Kauartikeln des Öfteren Salmonellen gefunden. Daher sollte generell auf Hygiene geachtet werden.

Ebenfalls hartnäckig hält sich das Gerücht, dass gebarfte Hunde anfälliger für Würmer sind und daher öfter prophylaktisch entwurmt werden müssen, als mit Fertigfutter ernährte Hunde. Es gibt allerdings keine Studie, die dies nachweist und prinzipiell würde ich die Gefahr sich mit Würmern zu infizieren auch nicht primär beim Futter sehen. Es reicht schon der Kontakt mit infiziertem Kot oder das Trinken aus stehendem Gewässer, um einen Wurmbefall zu riskieren. An der Stelle sollte auch erwähnt werden, dass eine Wurmkur nie prophylaktisch wirkt. Viel sinnvoller ist stattdessen regelmäßig eine Kotprobe auf Würmer untersuchen zu lassen und dann bei Befall gezielt zu behandeln.

Rohes Fleisch macht den Hund aggressiv

Oft hört man, dass roh gefütterte Hunde aggressiver werden und schnell in eine Art Blutrausch verfallen. Vermutlich befürchtet man dabei, dass ein Hund, der einmal frisches Fleisch bekommen hat, dieses nicht mehr von anderen Tieren oder sogar Menschen unterscheiden kann. Wenn man sich allerdings intensiver mit Aggressionen beim Hund beschäftigt, wird einem schnell auffallen, dass es dafür sehr viele Gründe gibt, keiner davon allerdings rohes Fleisch betrifft.

Aggressionen können beispielsweise durch schlechte Erfahrungen, fehlende Prägung im Welpenalter oder auch durch Schmerz entstehen. Ebenfalls kann ein Zusammenhang zwischen der Fütterung und Jagdtrieb nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Ob ein Hund Jagdtrieb hat, ist vor allem genetisch bedingt und dürfte nicht auf die Fütterung zurückzuführen sein.

Barf ist teurer als Fertigfutter

Da es beim Fertigfutter eine enorme Preisspanne gibt, kann man natürlich weder generell sagen, dass Barf preiswerter ist, noch dass es teurer ist. Gehen wir hier von Discounterfutter aus, wird es nicht möglich sein, mit frischem Fleisch auf einen ähnlichen Preis zu kommen. Hierbei sollte man aber auch einen Blick auf die Inhaltsstoffe werfen. Erfahrungsgemäß finden wir bei billigem Fertigfutter entweder hauptsächlich Getreide oder andere minderwertige Füllstoffe, die der Hund kaum verwerten kann. Entsprechend hoch ist dann auch die Fütterungsempfehlung des Herstellers. Um einen realistischeren Vergleich zu haben, sollten wir uns also an deutlich hochwertigerem Futter orientieren. Schaut man sich dort die Preise an, wird man feststellen, dass man mit Barf sogar noch preiswerter wegkommt, da man nicht vergessen darf, dass beim Barfen einem erwachsenen Hund zwischen 2 und 3 % des Körpergewichts gefüttert werden. Im Vergleich dazu brauche ich bei meinen Hunden vom Notfall- Dosenfutter dagegen ca 4-5% des Körpergewichts.

Wichtig ist natürlich auch, aus welchen Quellen man sein Fleisch beziehen kann und worauf man dabei Wert legt. Wer das Glück hat, einen Schlachthof in der Nähe zu haben, wird wahrscheinlich weniger bezahlen, als diejenigen, die ihr Fleisch bestellen müssen. Auch ist natürlich Bio- Fleisch wesentlich teurer als Fleisch aus Massentierhaltung. Wobei ich aber der Meinung bin, dass Tierliebe nicht bei unseren Hunden aufhören sollte und man sehr bewusst auch die Herkunft des Fleisches hinterfragen muss. Natürlich wirkt sich auch beim Fertigfutter die Herkunft und Qualität auf den Preis aus, sodass man zu dem Resümee kommen wird, dass Barfen im Vergleich zu Fertigfutter in ähnlicher Qualitätsstufe nicht teurer ist beziehungsweise man sogar sparen kann.

Tierärzte raten prinzipiell vom Barfen ab

Esgibt nur wenige Tierärzte, die Befürworter vom Barfen sind. Dies fällt einem auch immer wieder in diversen Foren, Facebook Gruppen etc. auf, wenn die Mitglieder von ihren Erfahrungen und den Reaktionen der Tierärzte berichten. Es handelt sich hierbei streng genommen also um keinen Irrtum. Meiner Meinung nach, ist dieser Umstand allerdings eine Folge von Fehlern und Irrtümern, die beim Barfen gemacht werden.

Ich versuche einmal das Problem aus Sicht der Tierärzte zu betrachten. Gerne wird ja behauptet, Tierärzte verdienen an einem gesunden Hund kein Geld und sind deswegen gegen eine artgerechte und gesunde Fütterung, schließlich vertreiben sie ja selbst auch bekanntes Industriefutter in ihrer Praxis.  Nun würde ich allerdings nicht davon ausgehen wollen, dass Tierärzte sich generell mit der Fertigfutterindustrie zusammengetan haben, um unsere Hunde krank zu füttern. Vielmehr sollte man sich doch vor Augen halten, dass ein Tierarzt vor allem die Fälle zu Gesicht bekommt, bei denen in der Fütterung Fehler gemacht wurden. Da werden vielleicht völlig unterversorgte Hunde vorgestellt, deren Besitzer dachten, es reiche einfach Fleisch und etwas Gemüse in den Napf zu werfen. Der nächste hat sich vielleicht einen Zahn abgebrochen, weil er vom Besitzer tragende Knochen bekommen hat. Eventuell warnt der Tierarzt generell vor Knochenfütterung, weil er schon Hunde behandeln musste, die viel zu schnell umgestellt wurden und noch keine entsprechend starke Magensäure entwickeln konnten, um Knochen zu verdauen.

Beim nächsten Tierarzt Besuch, bei dem schon bei der Erwähnung des Wortes ‚Barf‘ die Augen verdreht werden, sollte man den Arzt vielleicht einfach mal fragen, was die Gründe für seine Einstellung sind. Vielleicht können wir vorbildlichen Roh- Fütterer den einen oder anderen Tierarzt davon überzeugen, dass Barfen eine gute Sache ist, wenn man sich verantwortungsvoll und ausreichend damit beschäftigt 🙂

Fazit

Zusammenfassend stellen wir fest, dass man sich mit Thema Barf intensiv beschäftigen sollte, um Fehler zu vermeiden. Wird es allerdings richtig gemacht, handelt es sich um eine der artgerechtesten und gesündesten Ernährungsformen für unsere Vierbeiner.

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