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Hund und Feuerwerk – was ist zu beachten?

Laute Geräusche sind zum Fürchten

Der plötzliche Knall eines Böllers oder das unangenehme Zischen einer Rakete lösen bei den meisten Hunden unangenehme Gefühle aus. Die Geräusche treten unvermittelt und unerwartet schon Tage vor dem Showdown in der Silvesternacht auf. Hunde können diese nicht zuordnen und werden davon erschreckt. Im Gehirn des Hundes wird als Reaktion auf eben diese akustischen Reize ein Alarmsystem in Gang gesetzt, welches Gefahr meldet. Der Hund empfindet Unbehagen, welches sich in besonders gravierenden Fällen zu Angst und Panik auswächst. Lichtblitze und buntes Leuchten sorgen für zusätzliche Beunruhigung. Je nach Charaktertyp zeigt der Hund ein reaktives Verhalten, welches den Bereichen „Fight“, „Flight“, „Freeze“ oder „Flirt“ bzw. „Fiddle around“ zugeordnet werden kann. In der Wissenschaft wird daher von den vier F´s gesprochen. Dies bedeutet, dass der Hund beispielsweise grollt und bellt („Fight“), panisch davonzurennen versucht („Flight“), sich zitternd in einer Ecke verkriecht („Freeze“) oder Übersprungshandlungen zeigt („Fiddle around“).

Einfluss des Menschen

Unabhängig davon, in welcher Form Dein Hund in einer ihn ängstigenden Situation reagiert, bist Du für  ihn seine wichtigste Bezugsperson. Er wird sein Verhalten an Deines anpassen und wenn Du nicht mehrere Hunde hast, bist Du für ihn ein Vorbild. Deine eigene Stimmung und Dein Verhalten am Silvestertag oder während eines Gewitters übertragen sich auf Deinen Hund. Bleib gelassen, vermittele Deinem Hund, dass es keinen Grund zur Aufregung gibt. Deine Ausstrahlung von Unbekümmertheit hilft dem Hund über das Schlimmste hinweg.

Trösten und Streicheln erlaubt!

Gemeinhin liest man manchmal immer noch den Hinweis, kein Mitleid mit dem sich fürchtenden Hund haben zu dürfen, ihn nicht zu bedauern und sein „Fehlverhalten“ unter allen Umständen zu ignorieren, um es nicht schlimmer zu machen.

So ein Quatsch!

Manch einem Menschen (mir auch!) fällt es schwer, den Hund in seiner Angst allein zu lassen und das völlig zu Recht. Mitgefühl ist unbedingt erlaubt, gemeinsam mit dem Hund zu leiden jedoch kontraproduktiv.

Was braucht Dein Hund?

Sofern Dein Hund Deine Nähe sucht, biete ihm eine Schulter zum Anlehnen oder erlaube ihm ausnahmsweise, unter die Kuscheldecke auf dem Sofa zu krabbeln. Silvester ist nur ein Mal im Jahr. Allerdings solltest Du vermeiden, ihn durch hektisches Streicheln und angespannte Ansprache aufzuregen. Deinem Hund hilft es eher, wenn Du ihm Normalität vermittelst und ihm ab und zu eine beruhigende Hand auf den Rücken legst oder ihm im wahrsten Sinne des Wortes Halt gibst.

 Biete Fluchtpunkte

Möchte er dahingegen nicht in Deiner Nähe sein, brauchst Du Dir trotzdem keine Gedanken über fehlende Bindung oder gar eine schlechte Beziehung zu machen. Manche Hunde möchten sich einfach die Decke über den Kopf ziehen und von all dem Trubel und Lärm nichts mitbekommen. Geschlossene Rollläden und Jalousien wirken als Sofortmaßnahme schallisolierend. Daneben kannst Du Deinem Hund den Rückzug in den Keller oder in sonstige Räume anbieten. Du wirst schnell merken, wo Dein Hund sich am wohlsten fühlt. Viele Hunde bevorzugen es, in der Dusche oder sogar in der Badewanne zu liegen. Auch diese exotischen Wünsche solltest Du tolerieren, um den Abend schadlos und ohne weiteren Stress hinter Euch zu bringen.

Vorbeugung durch Homöopathie

Wenn Du Deinem Hund in Absprache mit einem Tierheilpraktiker oder Tierarzt pflanzliche Beruhigungsmittel verabreichen möchtest, solltest Du beachten, dass viele Präparate einige Tage benötigen, um ihre Wirkung zu entfalten. Lass Dich daher ausführlich beraten und beginne rechtzeitig mit der Gabe.

Vorsicht vor bestimmten Medikamenten!

Abzuraten ist unbedingt von Medikamenten, die den Wirkstoff Acepromazin enthalten. Hierbei handelt es sich um ein Neuroleptikum und Sedativum, welches häufig dann verordnet wird, wenn Tiere eine akute Stress-Situation vor sich haben, zum Beispiel auch zur Beruhigung bei (Flug-)Reisen oder eben an Silvester. Im Handel werden die Medikamente unter den Namen Calmivet®, Sedalin®, Vetranquil® und Prequillan® vertrieben. Nebenbei bemerkt, gibt es aktuell keine Zulassung in der Humanmedizin!

Äußerlich bewegungsunfähig, innerlich angsterfüllt

Die Produkte bewirken eine Lähmung der glatten Muskulatur sowie die Senkung des Blutdrucks. Äußerlich erscheinen die Tiere daher tatsächlich ruhig und entspannt, dies jedoch nur, weil die Muskeln nicht in der Lage sind, auf den innerlich trotzdem noch hohen Erregungszustand zu reagieren. Die Angst und damit das schlechte Gefühl werden daher nicht gedämpft, lediglich die nach außen sichtbare Reaktion darauf wird unmöglich gemacht. Dass dies in höchstem Maße quälend für einen Hund ist, bedarf keiner weiteren Ausführung.

Angstlösende Präparate

Eine tatsächlich angstlösende Wirkung haben die Benzodiazepine enthaltenden Präparate wie beispielsweise Diazepam. Die Anwendung empfiehlt sich aufgrund der Nebenwirkungen allerdings nur bei Hunden mit sehr starker Angst oder Panik und sollte selbstverständlich tierärztlich begleitet werden.

 

Schütze Deinen Hund durch gute Planung!

Zum Leidwesen nicht nur von uns Hundehaltern, beginnt die Knallerei bereits einige Tage vor Silvester. Du solltest daher unbedingt rechtzeitig anfangen, Deinen Hund zusätzlich zu sichern.

Geschirr, Halsband oder beides?

Ein Geschirr ist meistens keine ausreichende Sicherung. Fast jeder Hund ist in der Lage, sich ein Geschirr, wie einen Pullover über den Kopf zu ziehen, indem er bei Erschrecken ruckartig stehenbleibt, die Vorderbeine nach vorne streckt, den Kopf einzieht und nach hinten aus dem Geschirr schlüpft. Mittlerweile gibt es spezielle Sicherheitsgeschirre mit einem zusätzlichen Riemen, der hinter dem Rippenbogen verläuft. Eine doppelte Befestigung der Leine an einem zusätzlich angelegten Halsband minimiert das Risiko des Entschlüpfens.

Registriere Deinen Hund!

Nimm das Silvester-Feuerwerk zum Anlass zu kontrollieren, ob Dein Hund gechippt und im Haustierregister oder bei Tasso erfasst ist und Deine dort hinterlegte Anschrift noch aktuell ist. Falls es doch zum Äußersten kommt und Dein Hund Dir in Panik entweicht, kann er bei seinem Auffinden nur durch die Registrierung der Transponder-Nummer unverzüglich wieder nach Hause gebracht werden. Wenn Du Deine Telefonnummer am Halsband Deines Hundes befestigst, kann der Finder sogar direkt Kontakt zu Dir aufnehmen, ohne dass der Chip ausgelesen werden muss.

Wähle Ort und Zeit für Spaziergänge weise!

Verlege die Spaziergänge mit Deinem Hund auf die Tagesstunden. Im Schutze der Dunkelheit werden die Verursacher von Knall- und Böllergeräuschen erst richtig aktiv und im Zwielicht der Dämmerung sind viele Hunde ohnehin wachsamer als bei Helligkeit. Suche´ Spazierrouten fernab von Siedlungen auf – im Sinne des Wohlbefindens Deines Hundes lohnt es sich, anstelle des Stadtparks weiter entfernt liegende Gebieten anzusteuern. Außerhalb von bebauten Gebieten geht es in der Regel deutlich ruhiger zu. Wenn Dein Hund am Silvestertag selbst überhaupt nicht das Haus verlassen möchte, so ist dies auch einmal in Ordnung. Sofern sein Gewicht es zulässt, kannst Du ihn in den Garten oder auf den nächsten Grünstreifen tragen, wo er seine Geschäfte verrichten und anschließend schnell wieder in den Schutz Eurer Wohnung zurückkehren kann.

 

Dein Gespür ist wichtig!

Du hast nun einen Überblick erhalten, welche Sicherheitsvorkehrungen Du treffen kannst, welche Mittel Du ihm verabreichen kannst und wie Du den Ablauf am Silvestertag gestalten kannst. Du kannst Dich an dieser Checkliste orientieren:

  • Ist mein Hund gechippt und registriert? Ist meine Adresse aktuell?
  • Benötige ich zusätzliches Equipment wie z. B. ein Sicherheitsgeschirr oder ein Halsband mit meiner Telefonnummer?
  • Wann beginne ich mit der Gabe von beruhigenden Mitteln? Welche kommen für mich in Frage? Rücksprache mit dem Tierarzt halten!
  • An Silvester: Langer Spaziergang am Morgen, spätestens mittags, in der Feldmark oder im tiefen Wald
  • Frühzeitiges Abdunkeln der Wohnung, Flucht ermöglichen (Badezimmertür öffnen, Kuschelbox präparieren)

Zusammen gefasst, sollte der folgende Aspekt für Dich von größter Wichtigkeit sein: hör´ in Dich hinein und beobachte Deinen Hund genau. Er wird Dir klar zu erkennen geben, was er braucht und was ihm hilft. Vergiss wohlmeinende Trainingstipps und ausgefeilte Pläne. Du bist der Experte für Deinen Hund und weißt am Besten, was zu tun ist. Wenn Du bei Dir bleibst und Deinem Gefühl für die Bedürfnisse Deines Hundes folgst, wirst Du die beste Entscheidung treffen und Deinem Hund eine wertvolle Unterstützung sein – und zwar nicht nur an Silvester!

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