Zum Inhalt springen

🐕 Kind und Hund – Geht das? Die wichtigsten Regeln

  • von

Leben mit Kind und Hund

Denken wir an Kind und Hund, so haben wir meist ein harmonisches Bilderbuchszenario im Kopf: Wie zum Beispiel der Hund, der das in der Wippe schlafende Baby behütet, während die Mutter das Mittagessen für das bereits ältere zur Schule gehende Kind vorbereitet. Nach dem Essen, kümmert sich die Mutter um den kleinen Wonneproppen. Währenddessen spielt der ältere Nachwuchs genüsslich mit dem Hund im Garten. Das wäre doch ein wirklich schönes Bild, oder nicht? Wäre da nicht die Wirklichkeit, die eine gewaltige Schattenseite beim Gemeinsam von Kind und Hund mit sich bringt. Denn ferner vieler Meinungen hat eine Statistik ergeben, dass rund 70% der Bissverletzungen im eigenen Zuhause passieren.

Das Problem ist, dass Kindern leider großteils die Signale von Hunden nicht bekannt sind, diese teilweise missachtet oder aber auch übersehen werden. So kommt es dann leider zu Bissvorfällen. Verantwortlich hierfür ist jedoch nicht der Hund, sondern die Erziehungsberechtigten bzw. Hundebesitzer. Die Verantwortlichen müssen im Vorfeld Maßnahmen ergreifen, um solche Vorfälle zu verhindern. Das heißt, den Kindern muss gezeigt werden, wie und was sie mit dem Hund tun dürfen und was eben nicht. Ist das Kind zu klein, um das zu verstehen, dann muss ein Erziehungsberechtigter bzw. auch der Hundebesitzer darauf achten, dass es zu keiner Konfliktsituation zwischen Kind und Hund kommt bzw. diese notfalls auflösen.

Unsere Hunde kommunizieren ständig mit uns, sei es mittels Mimik, Körpersprache oder Laut. Wir müssen lernen, diese zu verstehen, um zu wissen, wenn eine Situation für den Hund nicht mehr als angenehm empfunden wird. Das ist meiner Meinung nach aber das große Problem. Die Grenze des Hundes wird oft nicht ernst genommen oder auch durch Unwissenheit übersehen. Viele sind der Meinung, ein „perfekter“ Familienhund müsse sich alles gefallen lassen. So entstehen diese ach so süßen Fotos mit Kindern, die über den schlafenden Hund krabbeln oder auf welchem das Kind auf dem Hund sitzt und darauf wartet, dass dieser losgaloppiert. Diese Bilder sind nicht nur nicht lustig und schon gar nicht süß, sondern auch unglaublich gefährlich. Denn zeigt der Hund dann einmal, dass es ihm jetzt reicht, dann kann es auch schon zu spät sein, einzugreifen. Im besten Fall ist das Kind „nur“ traumatisiert, die Eltern vertrauen ihrem vor kurzem noch ach so perfekten Familienhund nicht mehr und auch der Hund fühlt sich in seinem Zuhause missverstanden und nicht mehr sicher.

Aber es gibt auch eine positive Seite von Kind-Hund Beziehungen, die es Wert ist, darauf zu achten, dass es zwischen Kind und Hund problemlos klappt. Denn man weiß mittlerweile, dass Kinder, die mit Hunden aufwachsen, nicht nur gesundheitlich, sondern auch psychosozial Entwicklungstechniken enorm profitieren. Das Wichtigste dabei ist aber, sich der Verantwortung als Eltern bzw. Hundebesitzer bewusst zu sein, damit zwischen Kind und Hund überhaupt eine Freundschaft und auch das dementsprechende Vertrauen entstehen kann.

Kind und  Hund – Beziehung

Wie bereits erwähnt, wirken sich Kind-Hund Beziehungen positiv auf die Entwicklung von Kindern aus. Damit diese positive Entwicklung jedoch stattfinden kann, ist es wichtig zu wissen, dass hier nicht nur die Bedürfnisse des Kindes eine zentrale Rolle spielen. Auch Hunde haben als fühlende und denkende Lebewesen Bedürfnisse, die es zu beachten gilt. Besonders hervorheben möchte ich hier das Bedürfnis nach Sicherheit, Ruhe, Wohlbefinden und auch das Bedürfnis des Verstandenwerdens. Hier sind vor allem die Eltern bzw. Hundebesitzer angehalten, dem Kind – je nach Entwicklungsstand – zu lernen, auf welche körpersprachlichen Signale besonders geachtet werden sollten. Ebenso sollte das Kind auch dahingehend aufgeklärt werden, was es mit dem Hund tun darf und was nicht. Hier stehen vor allem Achtsamkeit sowie ein respektvoller Umgang mit anderen Lebewesen im Vordergrund. Ist das Kind zu klein, um das ein oder andere zu verstehen, dann sollten die Eltern bzw. Hundebesitzer eingreifen, damit es zu keinem Konflikt kommt.

It’s not the dogs job to know how to interact with your kids. It’s your job to teach your kids how to interact with a dog. (Unbekannt)

Kind und Hund – Erziehung

Die Erziehung deines Hundes – egal, ob es um das Gemeinsam mit Kindern oder um andere Trainingsthemen geht – sollte IMMER gewaltfrei unter Einsatz von Lob und Belohnung sowie Berücksichtigung der Bedürfnisse des Hundes stattfinden. Auch dein Kind sollte im respektvollen und achtsamen Umgang mit dem Hund, aber auch anderen Lebewesen und Mitmenschen, geschult werden. Hier gebe ich zu bedenken, dass Kinder auch durch Beobachtung lernen. So solltest du darauf achten, deinem Kind auch das richtige Verhalten vorzuleben.

Kind oder Hund zuerst?

Im Endeffekt ist es völlig egal, ob zuerst das Kind oder der Hund da ist. In beiden Fällen ist es wichtig, auf die Bedürfnisse des einzelnen sowie das Gemeinsam von Kind und Hund zu achten.

Kind und Hund – ab welchem Alter ?

Hier muss zu aller erst gesagt sein, Hunde sind KEINE Stofftiere und können auch keinen Spielgefährten oder Babysitter ersetzen. Ein Hund bringt enorm viel Verantwortung mit sich. Ja, ein Kind natürlich auch, das will ich nicht bestreiten. Einem Kind kann ich jedoch je nach Entwicklungsstand erklären, warum ich bestimmte Dinge nicht toll finde. Daher: Umso älter das Kind, umso einfacher ist es, diesem dem richtigen Umgang mit Hunden zu erklären.

Eine Studie ergab, dass etwa 62% aller getesteten 4-Jährigen eine aggressive Mimik (u.a. gefletschte Zähne) beim Hund als glücklich bzw. lächelnd interpretieren.

Kind und Hund zusammenführen

Egal, ob es um einen Welpen oder um einen erwachsenen Hund geht. An dem Tag, an dem der Hund einzieht, ist das beste Geschenk, dass du deinem Kind sowie auch dem Hund machen kannst, ein (Computer)Spiel, welches sich dein Kind schon seit langem wünscht. So ist das Kind mit Sicherheit in den ersten Tagen beschäftigt und der Hund kann sich in Ruhe einleben und seine neue Familie und Umgebung kennenlernen, ohne dass er von der Freude des Kindes überrannt wird 😉

Kind und Hund – Die wichtigsten Regeln

1. Das Kind ärgert und provoziert den Hund

Hier musst du unbedingt eingreifen und deinem Hund helfen, die Situation aufzulösen, bevor er es – aus gutem Grund – selbst tut. Darüber hinaus solltest du deinem Kind unbedingt erklären, dass auch Hunde fühlende Geschöpfe sind und wir daher so nicht mit anderen Lebewesen umzugehen haben.

2. Das Kind jagt den Hund

Fangspiele haben meiner Meinung nach beim Gemeinsam von Kind und Hund nichts verloren. Demnach sollte weder dein Kind den Hund jagen, noch sollte es umgekehrt der Fall sein.

3. Das Kind kneift und pitscht den Hund

Dein Kind sollte lernen, dass der Hund weder gekniffen, noch an einem Körperteil oder am Fell gezogen wird. Es tut dem Hund nicht nur weh, sondern kann auch je nach Reaktion des Hundes für das Kind ziemlich böse enden.

Advertisements

4. Das Kind ist eifersüchtig auf den Hund

Damit zwischen Kind und Hund keine Eifersucht entsteht, sollte auf die Bedürfnisse beider Seiten Rücksicht genommen werden. Dies ist nicht immer einfach und ab und zu muss man auch Abstriche machen, weil es die Situation gerade nicht anders zulässt. Dies sollte jedoch nicht die Regel sein.

5. Kind und Hund – Rangordnung

Die Rangordnung ist leider nach wie vor ein missverstandener Begriff. So weiß man schon seit über 10 Jahren, dass auch Wölfe, die in der Regel ausschließlich in Familienverbänden leben, eine ähnliche familiäre Struktur aufweisen wie wir Menschen. So gibt es nicht den Alphawolf, der sich durch Unterdrückung behaupten muss. Ganz im Gegenteil. Denn die Alphatiere in einem Wolfsrudel sind die Eltern der Jungtiere, die mit liebevoller Konsequenz darauf achten, dass ihre Jungen gewisse Regeln und Grenzen einhalten. Sie teilen ihre Erfahrung mit ihrem Nachwuchs, damit auch aus ihnen einmal souveräne Wölfe werden. Erst, wenn man das weiß, beginnt man zu verstehen, dass die typische Rangordnung, wie sie noch von vielen Unwissenden vertreten wird, nichts mit Unterwerfung, Unterdrückung und Machtgehabe zu tun hat. Vielmehr bedeutet „Chefsein“ souverän zu führen und statt Konflikte zu provozieren, Konflikte mit Grips zu vermeiden. Demnach gibt es auch zwischen Kind und Hund keine Rangordnung, die es in irgendeiner Art zu formen gilt. Das heißt, wenn ein Hund gegenüber dem Kind aus unserer Sicht „respektloses“ Verhalten zeigt, dann hat dies nichts mit der Rangordnung zu tun, sondern ausschließlich damit, dass der Hund es entweder nicht anders gelernt hat oder er mit der jeweiligen Situation überfordert ist.

6. Das Kind reitet auf dem Hund

Hier solltest du natürlich sofort eingreifen. Für Hunde ist dieses Verhalten sehr übergriffig, weil es keinerlei hündisches Verständnis dafür gibt, warum sich jemand auf seinen Rücken setzen soll. Darüber hinaus kann es auch sehr schmerzhaft sein sowie dein Hund durch das Gewicht des Kindes enorm verletzt werden.

7. Kind und Hund schlafen gemeinsam

Dieses Szenario ist immer mit Vorsicht zu genießen. Wenn das Kind im Schlaf beginnt zu strampeln, kann es passieren, dass der Hund mit umherschnappen reagiert, weil er sich im Schlaf erschreckt. Daher sollten Baby und Hund auf gar keinen Fall zusammengekuschelt schlafen. Aber auch bei (Klein)Kindern sollte diese Situation nicht künstlich herbeigeführt werden. Da es aber auch sehr viel auf das gegenseitige Vertrauen zwischen Kind und Hund sowie auch die Erfahrungen und die Persönlichkeit des Hundes ankommt, kann solch eine Situation auch komplett harmlos sein. Daher sollte hier immer individuell auf die Situation bezogen agiert werden.

8. Kind und Hund unbeaufsichtigt trennen

Ist es gerade nicht möglich, sich auf Kind und Hund gleichzeitig zu konzentrieren, dann macht es Sinn kurzfristig Kind und Hund zu trennen. Dies kann auch sinnvoll sein, wenn Kind oder auch Hund eine Verschnaufpause benötigen.

9. Das Kind umarmt den Hund

Haben wir einen Menschen gern, dann begrüßen wir diesen oft durch eine Umarmung. Hunde begrüßen sich in dieser Form jedoch nicht. Besonders sensible Hunde finden es sehr befremdlich, umarmt zu werden, was zum Konflikt führen kann. Auch hier spielt die jeweilige Vertrauensbasis zwischen Kind und Hund eine wichtige Rolle und kann ausschlaggebend für den Ausgang der Situation sein.

10. Kind und Hund im Umgang

Wie bereits mehrmals erwähnt, sollte der Umgang zwischen Kind und Hund achtsam und respektvoll stattfinden. Unter dem Motto: So wie ich behandelt werden möchte, sollte ich auch meine Umwelt behandeln.

11. Übungen für Kind und Hund

Perfekt für die gemeinsame Beschäftigung von Kind und Hund sind beispielsweise Bewegungstraining und Schnüffelspiele. So kann dein Kind beim Bewegungstraining zum einen selbst aktiv werden, indem es dem Hund die Übungen vorzeigt. Zum anderen förderst du dadurch auch die Motorik und das Selbstbewusstsein deines Kindes und des Hundes. Diese Form der Beschäftigung ist besonders für hibbelige Hunde, aber auch hibbelige Kinder geeignet, um Ruhe zu fördern. Eine andere Möglichkeit, Kind und Hund gemeinsam zu beschäftigen, sind Schnüffelspiele. Während dein Kind Futterstücke in Haus oder Garten versteckt, muss dein Hund geduldig warten. Sobald dein Kind fertig ist, folgt für den Hund das Signal des Suchens. Hier kann das Kind mit dem Hund mitgehen und ihm notfalls bei der Suche helfen. Je nach Erfahrung des Hundes, können auch verschiedenste Gegenstände (Spielsachen, Kleidungsstücke etc.) versteckt werden, die der Hund dann suchen muss. Ebenso könnte sich auch das Kind verstecken und warten bis es der Hund gefunden hat. Wichtig ist, dass bei der gemeinsamen Beschäftigung von Kind und Hund immer ein Erwachsener dabei ist, um die Situation im Auge zu behalten und notfalls einzugreifen. Wichtig ist, dass bei der gemeinsamen Beschäftigung von Kind und Hund immer ein Erwachsener dabei ist, um die Situation im Auge zu behalten und notfalls einzugreifen.

Kind und Hund Vorteile

Wie bereits mehrfach erwähnt, wirken sich Hund-Kind Beziehungen positiv auf die Entwicklung von Kindern aus. Kinder lernen durch Hunde (aber auch durch andere Lebewesen), achtsamer mit ihrer Umwelt umzugehen sowie auch ein kleines Stück Verantwortung zu übernehmen. Sie lernen, dass sich die Welt nicht nur um sie selbst dreht, sondern, dass es Geschöpfe gibt, die vielleicht unsere Hilfe benötigen. Genauso lernen sie, dass Freundschaft und Bindung auch artübergreifend entstehen kann und nicht nur wir Menschen komplexe Lebewesen sind, die fühlen und denken. Wenn ich an Kind und Hund denke, dann sehe ich – sofern auf ein harmonisches Miteinander geachtet wird – nur Vorteile einer solchen Beziehung.

Darf mein Kind mit dem Hund spazieren gehen?

Das kommt ganz auf das Alter und die Reife des Kindes an. Ist dein Kind alt und reif genug, um zu verstehen wie mit dem Hund umgegangen werden sollte? Ist es deinem Kind möglich, den Hund problemlos zu halten? Weiß dein Kind wie es in Konfliktsituationen mit anderen Hund umzugehen hat? Bitte bedenke, es geht hier nicht nur um die Sicherheit deines Kindes sowie deines Hundes, sondern auch um die Sicherheit der anderen „Verkehrsteilnehmer“. Darüberhinaus hast du als Erziehungsberechtiger für dein Kind eine gewisse Aufsichtspflicht zu erfüllen. Dies trifft auch auf den Hundehalter zu, der per Gesetz ebenso für seinen Hund und dessen Taten verantwortlich ist.

Wie bekomme ich Kind und Hund unter einen Hut – Überforderung und Stress

Kind als auch Hund nehmen viel Zeit, Geduld und Verantwortung mit sich. Beides unter einen Hut zu bringen klappt nur, wenn die ganze Familie hinter dem Vorhaben steht und sich gegenseitig unterstützt. Demnach sollte kein Hund aufgenommen werden, wenn nicht alle (erwachsenen) Familienmitglieder begeistert sind. Dies ist auch oft ein großes Problem, warum der Alltag dann nicht klappt.

Kind ärgert Hund und wird gebissen – Was tun?

Die Situation so schnell wie möglich auflösen. Das heißt den Hund sowie das Kind trennen und vorrangig das Kind verarzten lassen. Völlig Fehl am Platz ist es, den Hund für sein „Vergehen“ zu maßregeln, denn hier haben klar die Aufsichtspersonen von Kind und Hund versagt. Darüberhinaus ist es spätestens in diesem Fall sinnvoll, qualifizierte, trainingstechnische Unterstützung zu organisieren.

FAZIT

Damit es mit Kind und Hund auch wirklich klappt, sollten einige Regeln beachtet werden. Ebenso sollten die Bedürfnisse von Kind und auch Hund gleichermaßen im Auge behalten werden. Meist werden jedoch die hündischen Bedürfnisse vergessen, sodass sich der Hund vom Kind meist viel zu viel gefallen lassen muss. Hier sollten unbedingt die Eltern bzw. Hundebesitzer einschreiten, um das Kind als auch den Hund zu schützen. Bestehen bereits Probleme zwischen Kind und Hund, dann empfehle ich in jedem Fall das Hinzuziehen eines qualifizierten Hundetrainers/einer qualifizierten Hundetrainerin.

Rating: 5.0/5. From 1 vote.
Please wait...