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🐕 Mehrhundehaltung – Dein Rudel – ein Traum 🐾

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Jederzeit Vierbeiner unter sich beobachten zu können, ist ein besonders Privileg, das Mehrhundehalter genießen. Tatsächlich lässt sich ein Trend hin zur Haltung mehrerer Hunde seit einigen Jahren verzeichnen. Wenn es gut läuft, ist es mit das Schönste, das man sich vorstellen kann. Passt die Gruppe jedoch nicht zusammen oder ein Neuling mischt die Truppe mal so richtig auf, wird die Idylle schnell zur anstrengenden Herausforderung.

Mehrhundehaltung – Erziehung

Um es gleich vorweg zu nehmen, wenn es mit dem ersten Hund schon nicht rund läuft, verdoppelt sich in der Regel das Problem, sobald ein weiterer Vierbeiner ins traute Heim einzieht. Das heißt, der gern zitierte Satz, „die regeln das dann schon untereinander und erziehen sich selbst“, kann – wenn es richtig blöd läuft – bedeuten, ab sofort mischen gleich Zwei den Alltag mal so richtig auf. Es gibt auch die glücklichen Fälle, da hat sich ein Hundepaar schon gefunden, beispielsweise im Tierheim, weil es einen Zwinger geteilt hat. Wenn es da schon eine Grundharmonie gibt, wird es auch im neuen Zuhause wahrscheinlich gut laufen.
Doch egal, ob nun eine Fellnase oder zwei und mehr, Erziehung sollte schon sein und zwar für alle Kandidaten! Dafür empfiehlt es sich mit jedem Hund einzeln zu trainieren. Eine gute Übung, die später auch bei der Beschäftigung hilfreich wird, ist das am Platz bleiben während mit dem Hundekumpel gearbeitet wird. Hier kann man sich übrigens zunutze machen, dass Vierbeiner auch durch Beobachten lernen und Verhalten übernehmen.

Mehrhundehaltung – Beschäftigung

In meiner eigenen Hundegruppe leben unter anderem ein Münsterländer und ein Border Collie. Die Beschäftigung fällt ihren rassetypischen Vorlieben entsprechend individuell aus. Schwimmen lieben sie beide, Suchspiele sind genau nach dem Geschmack von meinem Münsti. Während der Border das so semi-spannend findet und Bringspiele bevorzugt. Entsprechend abwechslungsreich sind auch unsere Spaziergänge gestaltet. Zwischendrin gibt es immer Phasen, in denen sie einfach mal Hund sein dürfen, sprich auch mal buddeln, sich im Sand wälzen oder über eine Wiese toben.
Sind die Interessen nicht so unterschiedlich, weil die Gruppe beispielsweise aus Windhunden besteht, kann man die Beschäftigung entsprechend anpassen und wie bei der Erziehung, auch mal nur mit einem aus der Gruppe etwas machen, während die anderen an einem zugewiesenen Platz warten.

Mehrhundehaltung – Training

Beim Training verhält es sich nicht anders, als mit der Erziehung. Wenn es beispielsweise um die Leinenführigkeit geht, bringt es nichts, mit zwei und mehr Hunden zu trainieren. Vielmehr sollte es erst mit jedem Hund einzeln geübt werden, bevor die ganze Truppe losmarschiert.
Ein wichtiger Aspekt ist das Training des alleine Bleibens. Hunde, die es gewohnt sind, immer mit einem Kumpel zusammen zu sein, können erhebliche Probleme damit haben, wenn der beispielweise mal für ein paar Tage in eine Klinik muss oder vielleicht sogar stirbt. Es kann auch ganz andere Gründe geben, warum ein Hund es aushalten muss, einmal alleine zu bleiben. Meine haben zum Beispiel einen Altersunterschied von vier Jahren. Mein Münsti-Rüde ist inzwischen schon 14 ½ Jahre und je nach Tagesform kann er mit meiner zehnjährigen Border-Hündin nicht mehr so mithalten. Deshalb bekommt er schon mal seine Senioren-Single-Runde, die ihm ausreichend Zeit gibt, hier und da mal stehen zu bleiben oder auch eine längere Pause einzulegen, ohne dass ein Hundekumpel ihn dabei stört. Ein anderer wichtiger Grund, die Hunde einmal von einander zu trennen, kann eine OP, Verletzung oder Erkrankung sein, die es bedingt, dass die Herrschaften gerade mal nicht zusammen wild durch den Garten toben.

Wichtige Regeln für eine Mehrhundehaltung

Jeder Hund in der Gruppe ist zunächst einmal ein Individuum mit entsprechenden Bedürfnissen, die der Mensch berücksichtigen sollte. Aber nicht zu unterschätzen ist auch die Gruppendynamik, die entsteht, wenn Hunde zusammenleben oder unterwegs sind. Es braucht daher schon etwas Übung, eine ganze Hundegruppe im Auge behalten und leiten zu können, die im Freilauf unterwegs ist. Eine wichtige Voraussetzung ist es daher, jeden einzelnen Hund genau zu kennen und einschätzen zu können, um mit der Gruppe stressfrei Spazierengänge und Begegnungen mit anderen Vierbeinern zu meistern.

Wie erfolgt die Fütterung bei der Mehrhundehaltung?

Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Hundegruppe zu füttern. Wenn das Miteinander harmonisch ist, kein Tier in der Truppe futterneidisch ist und die anderen auch nicht beim fressen stört, kann man alle zusammen in einem Raum an die Näpfe lassen. Trotzdem sollte man immer dabeibleiben und ein Auge auf alle haben. Es gibt Hundehalter, die erst alle Näpfe bereitstellen und die Fellnasen müssen warten, bis das Kommando erteilt wird, dass sie fressen dürfen. Andere füttern ihre Gruppe nach einer bestimmten Reihenfolge.
Manche Fellnasen sind so aufgeregt, wenn Fütterungszeit ist, dass sie die ganze Gruppe nerven. Wenn dann noch ein Kamerad darunter ist, der seine Ration praktisch inhaliert, um die langsameren Fresser von ihrem Napf wegzudrängen, sollte man die Hunde voneinander trennen und in separaten Räumen füttern. Gleiches gilt übrigens auch für die Verteilung von Leckerchen und Kauartikeln.
Wichtig ist zudem, ein Auge auf ältere und kranke Tiere in der Gruppe zu haben. Die fressen oft sehr viel langsamer, machen auch mal eine Pause. Hier ist es wichtig, ihnen Ruhe und Raum zu geben, ungestört Futter aufnehmen zu können.

Mehrhundehaltung – Eifersucht in der Gruppe

Selbst im harmonischsten Rudel kann es mal zu Eifersüchteleien kommen. Etwa, wenn es um den begehrten Platz neben dem Menschen auf der Couch geht, Leckerli verteilt werden oder der Hundekumpel zu viel Aufmerksamkeit bekommt. Das sollte ein Hund aushalten können. Allerdings ist es auch die Aufgabe des Menschen, alle Individuen in der Gruppe zu berücksichtigen. Hunde sind da nicht so viel anders als wir Zweibeiner. Auch sie können sich zurückgewiesen fühlen, werden eifersüchtig und haben Frust, wenn der andere gerade mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Aggression in der Gruppe bei Mehrhundehaltung

Selbst in den besten Familien gibt es mal ordentlich Zoff. Hundegruppen machen da keine Ausnahme. Doch muss man unterscheiden, ob da jemand nur mal mit der falschen Pfote aufgestanden ist und die Kumpels deshalb anraunzt, oder ob es einen ernsteren Hintergrund hat. Beispielsweise wenn der vermeintlich aggressive Hund seine Artgenossen angeht, weil er Schmerzen hat, traumatisiert ist oder schlecht bis gar nicht sozialisiert wurde. In manchen Fällen kann es dann sogar ratsam sein, sich von diesem Hund zu trennen oder einem anderen aus der Gruppe ein gutes neues Zuhause zu suchen. Hier eine pauschale Aussage zu machen, würde dem Thema nicht gerecht und den Rahmen des Artikels sprengen. Deshalb wäre meine Empfehlung bei Aggressionen in einer Hundegruppe auch mal den Rat eines Experten einzuholen.

Mehrhundehaltung – mit mehreren Rüden

Mehre Rüden in einer Hundegruppe sind eher selten ein Problem. Zumindest solange es keine Hündinnen gibt, um die es sich zu rangeln lohnt. Intakte Rüden die zusammenleben, sich also nicht regelmäßig nur für einen Dogwalk oder zur Tagesbetreuung treffen, haben ihre Position in der Gruppe und stellen die in Regel auch nicht in Frage. Es sei denn der erfahrenere Rüde ist aus Altersgründen oder gesundheitlich nicht mehr in der Lage seine Position zu behaupten. Dann lässt sich ein Wechsel beobachten, der meist ohne viel Tamtam über die Bühne geht. Junge Rüden, insbesondere „Pubertiere“ rüpeln auch ganz gerne mal ein wenig, um sich mit dem anderen zu messen. Hier ist der Mensch gefragt, gegebenenfalls einzugreifen.

Was ist bei Läufigkeit in der Mehrhundehaltung zu beachten?

Läufige Hündinnen können Stress für eine Hundegruppe bedeuten. Einerseits wenn auch intakte Rüden dazu gehören, andererseits wenn es vermeintliche Konkurrentinnen gibt, die ebenfalls läufig sind oder werden. Deshalb sollte es immer eine Rückzugsmöglichkeit für die Mädels geben und Gassirunden sollten für diese Zeit zum Singlewalk werden. Denn ein Zickenkrieg zwischen Hündinnen kann schnell für alle sehr anstrengend werden.

Passende Leinen für eine Mehrhundehaltung

Es gibt spezielle Hundeleinen, um zwei und mehr Hunde zu führen. Was praktisch ist für Menschen, die nur eine Leine haben wollen, weil so ein Verheddern vermieden werden kann. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, würde ich davon abraten. Es sei denn, man hat Vierbeiner, die es gewohnt sind, eng nebeneinander zu laufen, also eine geringe Individualdistanz und eher einen ruhigen Charakter haben.
Wie sich ein Hund dabei fühlen kann, verdeutlicht vielleicht dieses Beispiel. Nehmen wir an, wir leben in einer WG. Immer, wenn wir das Haus verlassen, sind wir über eine Schnur mit unserem Mitbewohner verbunden. Egal wo wir hingehen, er ist immer direkt an unserer Seite. Also nicht nur sowieso schon zuhause, sondern jetzt auch noch unterwegs.
Hunde haben, wie wir Menschen auch, eine Individualdistanz, die – wird sie unterschritten – als unangenehm empfunden wird. In meiner Hundegruppe, ganz gleich ob ich nun nur mit zwei Hunden oder sechs und mehr gehe, hat jeder Vierbeiner seine eigene Leine. Das erfordert etwas Übung, hat sich aber zumindest für mich und meine Hunde bewährt.

Ein entspanntes Miteinander in der Mehrhundehaltung

Jeder Hund in einer Gruppe hat einen eigenen Charakter, den sollten wir Menschen respektieren. Nicht jeder Vierbeiner möchte seinen Schlafplatz mit einem Hundekumpel teilen, selbst wenn der unter dem gleichen Dach lebt. Auch das Alter kann einen Hund verändern. Der Senior möchte vielleicht nicht ständig Kontaktliegen, weil ihm die Knochen wehtun oder braucht besonders viel Nähe.

Haftpflicht zur Mehrhundehaltung

Ein wichtiger Faktor bei Mehrhundehaltung sind die Kosten. Abgesehen von Futter und Tierarzt, sind dies vor allem Steuer und Versicherung, die ordentlich zu Buche schlagen. Viele Kommunen verlangen für einen zweiten oder dritten Hund, mehr als die doppelte Hundesteuer, als für den Ersthund. Die Landeshauptstadt Düsseldorf erhebt beispielsweise 95,- Euro für den Ersthund im Jahr, für einen Zweithund sind es 150,- und für einen Dritthund oder jeden weiteren Vierbeiner 180,- Euro. Nach der Landeshundeverordnung NRW eingestufte Rassen kosten 600,- Euro pro Jahr und ein zweiter Hund 900,- Euro jährlich.
Bei Haftpflichtversicherern gibt es unterschiedliche Angebote. Einige bieten vergünstigte Tarife für Mehrhundehalter an. Hier empfiehlt es sich, vor dem Abschluss, verschiedene Versicherer zu vergleichen.

Erfahrungen zur Mehrhundehaltung

Wer darüber nachdenkt, mehr als einem Vierbeiner ein Zuhause zu bieten, hat mehrere Möglichkeiten von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Beispielsweise durch den Austausch in entsprechenden Online-Foren. Es gibt inzwischen auch sehr gute Buchtitel auf dem Markt, die wertvolle Tipps geben. Es empfiehlt sich immer, einfach mal Mehrhundehalter oder Dogwalker anzusprechen, welche Erfahrungen sie gemacht haben.

Fazit ! 

Ob nur mit einem oder einer ganzen Gruppe. Ein Leben mit Hunden ist immer eine Bereicherung. Damit es aber auch harmonisch wird, kommt der Mensch an einigen grundsätzlichen Dingen nicht vorbei. Dazu zählen Erziehung und Training. Aber keine Angst, Übung macht den Meister. Wenn es dann rund läuft, ist es ein Fest.

 

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