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Gefährliches Fressen für Hunde – Beinscheiben Knochen vom Rind

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Das Verfüttern des Beinscheiben Konchen vom Rind an seinen Hund kann sehr gefährlich werden. Wir zeigen euch welche Folgen das haben kann!

Vor ein paar Wochen war ich auf der Suche nach einer neuen Kaubeschäftigung für meinen Eddy und stieß dabei im Internet, in Barf-shops und auch auf Messen immer wieder auf Markknochen. Die Beinscheibe und/oder der Markknochen ist- wenn man das Angebot betrachtet- ein beliebter Kauspaß für Hunde. Aber welche Gefahren lauern hinter diesem „Spaß“?

Was ist überhaupt diese Beinscheibe und der Markknochen?

Die Beinscheibe ist ein ca. 10-20 cm großes Fleischstück, in dessen Mitte sich ein Knochen befindet – der Markknochen. Dieser Knochen wird aus den Oberschenkeln von Rindern und Kälbern entnommen. Er zählt zu den harten und tragenden Knochen.

Der Beinscheibenknochen zählt zu den harten und tragenden Knochen.

Ich kenne die Beinscheibe von meiner Oma, die mir immer mit erhobenen Zeigefinder deutlich machte, wie gesund diese Knochen-Suppe ist. Also ein beliebtes Produkt in der Suppenküche, als Einlage und um eine gesunde Suppe daraus zu kochen. In diesem Markknochen befindet sich das wertvolle und nährstoffreiche Mark. 

Frisst der Hund diesen Knochen, kaut unbedacht darauf rum und versucht, an das äußerst leckere Mark in der Mitte zu kommen – zack ist es auch schon passiert. Der Unterkiefer rutscht durch das Loch in dem Knochen und verkantet sich an den unteren Fangzähnen. Panik bricht bei dem Hund aus, er versucht mit allen ihm sinnig erscheinenden Mitteln diesen Knochen loszuwerden. Und das Desaster ist perfekt.

Soweit, so gut.

Doch schaut man sich diesen Knochen mal genau an, kann man die Gefahr für den Hund eigentlich nicht übersehen. Ich habe mich auf die Suche nach betroffenen Hundebesitzern gemacht – ich musste nicht lange suchen: 

Anna Giesler und ihr Hund Abby

Anna, warum habt ihr eurer Abby Markknochen gegeben?

Markknochen dienten nicht zur Fütterung unserer Hunde. Beide Vorgänger Tiere, ein Jagdhund-Schäferhund-Mix sowie darauf folgend unser Mastino-Mischling bekamen in ihren so langen Lebensjahren (beide wurden jeweils 17 Jahre alt!) diese Markknochen zum „abschlabbern“. Natürlich ungekocht, also nicht aus der Suppeneinlage entnommen. Dann werden Knochen porös und können zu Verletzungen im inneren des Körpers führen. Das war uns bekannt. Die Tiere hatten Spaß daran, diese Teile gerne in die Luft zu schleudern – was auch schon mal dazu führte, uns zu treffen.

Wie ist es euch aufgefallen das der Knochen sich in Abbys Maul verkantet hat?

Durch die „Hilferufe“ unseres Hundes! Und das im ernsten Sinne. Meine Mutter rief mich gegen 21.30 an und meinte, ich solle so schnell wie möglich nach Hause kommen. Sie hatte dem Tier den Markknochen gegeben und sich dann an den PC gesetzt. Plötzlich hörte sie aus dem Wohnzimmer ein hohes, lautes Fiepen. Sie sah schnell nach und stellte mit einem Blick fest, dass der Knochen über den Zähnen des Hundes fest hing. Kurzer Versuch, ob eine Lösung möglich wäre, aber die Situation war eindeutig. Der Hund war dann derart in Panik, dass er an meiner Mutter, danach auch an mir, immer wieder verzweifelt hoch sprang und mit den Pfoten nach uns schlug. Blaue Flecken waren bei uns keine Mangelware und auch leichte Kratzer hatten wir abbekommen. Im Großen und Ganzen konnten wir unseren Liebling aber die Sicherheit geben und ihn zur Ruhe bringen, somit war eine Fahrt zu TA möglich.

Was eine schreckliche Situation. Was hat der Tierarzt mit Abby dann gemacht?

Ein Blick des TA hat gereicht: Sofortige Narkose und dann den Knochen aufsägen. Wir hatten noch Glück, das die Fütterung des Hundes einige Stunden her war, somit war die Gefahr, dass dem Tier auch noch sehr schlecht durch die Betäubung werden könnte, weniger. Sie hat im Endeffekt auch nicht gebrochen. Der TA legte extra eine Heizdecke aus, auf dem der Hund liegen konnte. Die Betäubung wirkte nach ca. 15 Min. wir konnten solange bei dem Hund bleiben, ihn streicheln und beruhigen. Zum Eingriff wurden wir ins Wartezimmer geschickt, durften aber nach der gelungenen Aktion wieder hinein. Beim Eintritt fanden wir den TA kniend auf dem Boden vor unserem Schatz und er streichelte ihn ebenfalls über das Fell – ein ganz toller Arzt! Unser Hund war nach dem Aufwachen etwas wackelig, was auch den restlichen Abend noch zu Hause anhielt. Am nächsten Morgen hatte er aber anscheinend das große, böse Ereignis schon vergessen. Sie sprang munter einher. Gekostet hat und das 150,00 €.

 

Der Knochen hängt sich über den Zähnen des Hundes fest und kann nur mit Hilfe einer Operation entfernt werden.

Fazit

Werden noch Markknochen gefüttert oder welche alternative Knochen werden gegeben? Nein, Markknochen -auch die größeren – keinesfalls! Wir werden uns auf Schienenbeinknochen beschränken. Diese sind wuchtiger und können auch durch ihre Form nicht verkanten. Außerdem sind diese länglicher und dicker, nicht das sie vielleicht sogar noch in den Hals rutschen können.

  

Auch weitere Hundebesitzer haben mit mir Ihrer Erfahrungen offen geteilt:

Nicole Fischer  & Nelly (Bordercolli-Mix)

Meine bisherigen Hunde haben alle das abknabbern von Beinscheiben geliebt und es war eine lange Beschäftigung. Mein Hund saß neben mir am nagen und dann sah ich sehr schnell, dass der komplette Oberkiefer vom Knochen umschlossen war. Der erste Tierarzt im Ort gab ihr eine leichte Narkose und versuchte sein Glück mit der Grillzange. Mein Tier schrie und ich auch. Er meinte dann: „Ich kann Ihnen doch nicht helfen“. Mit dem narkotisierten Tier bin ich dann weiter nach Lüdinghausen zur Klinik gefahren was ein erhebliches Risiko war. In der Tierklinik wurde der Knochen aufgesägt und mein Tier war nach kurzer Zeit befreit. Abschwellende Medikamente und Schmerzmittel gab es noch. Ebenso der Hinweis der Ärztin, dass sich auch in der  Zunge kleinere Knochenstücke  festsetzen und dann wie ein Pilz anschwellen können. Es war die teuerste und letzte Beinscheibe. Ich füttere nun wenn Suppenfleisch mit Knochen oder es gibt mal Hähnchenschenkel natürlich roh.

Es war die teuerste und letzte Beinscheibe.

Susanne Kläß & Gino

 

 

Der Knochen steckte bereits sehr weit hinten fest. Ich hab dann den Knochen Stück für Stück wieder vorgeschoben und die Haut von Gino vorsichtig durchgeführt. Bis er ganz vorn saß. Dann aufgepasst, dass die Reißzähne im Loch sind und vorsichtig nach oben gezogen. In dem Moment wo es ihm kurz weh tat, war er schon drüber. Ging Gott sei Dank einfach. Wäre das Loch kleiner gewesen hätten wir zum Arzt gemusst. Aber es ging ja nochmal gut.

 

 

Gabi Niesen & Eddy

Der Knochen wurde gefüttert, weil wir immer schon Knochen gefüttert haben. Ich dachte, ich tu dem Hund etwas Gutes… Mark halt….Ich war nicht dabei, sondern mein Mann war an dem Vormittag mit dem Hund alleine Zuhause. Irgendwann kam der Hund dann zu meinem Mann und hat leise gequengelt und kam immer wieder ins Büro von meinem Mann. Erst nach einer Weile, hat er meinen Mann angestuppst. Der hat aber gar nicht so reagiert und erst nach einigen Minuten den Hund beachtet. Nun hat er das Dilemma gesehen und versucht, dem Hund den Knochen vom Kiefer zu ziehen. Das war aber nicht mehr Möglich und je mehr er daran herum machte, um so mehr verkeilte sich der Knochen. Alles versucht, dick mit Öl eingeschmiert, nix hat geholfen. Nachdem mein Mann mich dann angerufen hat, sind wir zum Tierarzt. Der hat versucht den Knochen aufzuschneiden. Alles recht schwierig. Der Hund musste dann sediert werden. Erst dann begann die schweißtreibende Arbeit, den eher kleinen Knochen mit einer ganz kleinen Säge aufzuschneiden. Echt harte Arbeit. Alles in allem, hat es ca. 20 Minuten gedauert, bis der Knochen endgültig ab war. Jetzt musste der Hund erst noch richtig wach werden. Das war schon ein großer Schock für uns alle. Natürlich gibt es keine Markknochen mehr, aber zum barfen gehören nun Mal rohe Knochen. Wir achten jetzt darauf, dass der Hund keine tragenden Knochen mehr bekommt.

Denise Gloger & Buddy

Ich habe einfach davon gehört, dass viele Hundebesitzer ihren Hunden Markknochen geben und das Mark besonders gesund ist. Natürlich wollte und will ich auch immer das Beste für meinen Hund.

Buddy schnappte sich direkt den Knochen und verzog sich auf seine Decke und knabberte.

Es dauerte bestimmt 30 Minuten, bis mir auffiel das Buddy gar nicht mehr bewegte. Also ging ich hin und sah, dass mein kleiner ganz erstarrt auf seiner Decke lag mit dem Markkochen über dem Kiefer. Ich habe mich so erschrocken! Ich habe direkt bei meinem Tierarzt angerufen und die Situation geschildert und bin dann hingefahren. Ich sollte gar nicht erst anfangen selbst daran „rumzudoktern“- was ich auch nicht wollte. In der Praxis wurde Buddy in Narkose gelegt und der Knochen aufgesägt. Langsam haben wir uns dann alle wieder beruhigt. Zum Glück hat er auch keine Folgen davon getragen. Bei uns wurden nur ein einziges Mal Markknochen verfüttert. Und es passierte direkt eine Katastrophe. Ich kaufe immer noch Markknochen, aber die wandern nur noch in die Suppe, und diese bekommt Buddy dann.

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Ich habe mich an dieser Stelle mit einem Tierarzt in Verbindung gesetzt, um diese Situation auch mal  aus medizinischer Sicht aufzuzeigen.

Hr. Dr. Popp aus dem Diagnostikzentrum für Kleintiere- Tierärztliche Klinik Dresden

Hr. Dr. Popp stand mir Rede und Antwort!

Herr Dr. Popp welche Gefahren sehen Sie in der Fütterung von Markknochen?

Grundsätzlich geht erstmal keine Gefahr von dem Markknochen an sich aus, zumindest nicht mehr oder weniger als von anderen Knochen. Was bei dem Markknochen, der ein Röhrenknochen ist, die Gefahr ist, dass er durch das Loch in der Mitte über den Unterkiefer rutschen kann und sich verkanten kann.

Welche Maßnahmen empfehlen Sie einem Hundebesitzer, der seinen Hund mit einem verkanteten Markknochen vorfindet?

Als aller Erstes „Ruhe bewahren!“, falls möglich den Hund beruhigen und bei einem Tierarzt anrufen um den Fall zu schildern. Es ist nicht ratsam den Hund einzupacken und sich direkt auf den Weg zu machen. Denn um diesen Knochen zu entfernen benötigt der Tierarzt eine orthopädische Säge, oder generell eine Säge, und die hat nicht automatisch jeder Tierarzt in seiner Praxis!“

Welche Maßnahmen ergreifen Sie in der Praxis?

Der Hund wird in Narkose gelegt. Ob er erst gefressen hat oder nicht ist in diesem Fall unerheblich, da er während der ganzen Zeit der Operation überwacht wird. Auch in der Aufwachphase- der sogenannten postnarkotische Phase- wird der Hund ständig überwacht. Sollte der Hund erbrechen, kann sofort jemand reagieren.

Der Knochen wird an 2 Stellen eingesägt um entfernt. Wichtig ist, dass dieser ganze Vorgang gekühlt wird, da durch das sägen natürlich Hitze entsteht. Dies wird mit einer Kochsalzlösung oder Wasser gemacht.

Jede Behandlung/ Narkose/OP weist ein Risiko auf. Welche sind in diesem Falle zu erwähnen?

Hier entstehen keine besonderen Risiken, außer der Narkose.

Welche Folgen kann ein Markknochenunfall haben?

In der Regel ist keine Folgebehandlung nötig. Die Verletzungen der Schleimhaut, durch den Knochen heilen von selbst.

Zu welchen Alternativen (Knochen/ Kauprodukte) raten Sie den Hundebesitzern?

Alternativ, wenn es denn Markknochen sein soll, kann man sich den Knochen aufsägen lassen. So ist kein verkanten mehr möglich. Generell kann man auch Ochsenziemer oder andere Knochen gemahlen geben.

  

Doch nicht nur das verkanten an den Fangzähnen stellt eine Gefahr dar. Auch die Verdauung dieses Knochens ist nicht ganz ungefährlich.

Zähne können Mikrorisse an den tragenden  harten Knochen bekommen, die dann wieder den perfekten Nährboden für Zahnstein, Karies und andere Krankheitserregern bilden. Was dann, im schlimmsten Fall nach einer längeren Schmerzphase für den Hund, zu dem Verlust des Zahnes führen kann. Ist der Knochen dann einmal stückchenweise doch in den Magen gelangt, liegt er dort wie ein Stein. Die Magensäure gibt sicher ihr Bestes, aber manchmal reicht selbst das nicht. Der Knochen wandert langsam in den Darm und bleibt im schlimmsten Fall dort stecken…Darmverschluss -OP.

Interview mit Dr. Timpe aus Drensteinfurt / Nordrhein-Westfalen

Herr Dr. Timpe was können Sie mir über das Thema „Markknochen als Kauspaß“ sagen?

Ich möchte auf jeden Fall zur Vorsicht aufrufen! Diese Knochen sind sehr tückisch, auch wenn das gute Mark sehr gesund ist, sollte man seinem Tier doch dieser Gefahr besser nicht aussetzen.

Es kann ja wirklich 100. Mal gut gehen und bei dem 101. Mal passiert es dann.

Wenn dieser Fall eingetroffen ist, können Sie natürlich versuchen vorsichtig versuchen den Knochen selbst zu entfernen – ich betone VORSICHTIG! Denn man unterschätzt schnell die Hebelwirkung und kann dann seinem Hund mit einer falschen Bewegung den Kiefer brechen. Dann hat  man eine richtige Katastrophe und das Tier schlimme Schmerzen.  Generell rate ich, wenn Sie sich unsicher sind, packen Sie Ihren Hund ein und bringen Sie ihn in die Praxis, dafür sind wir ja da!

In der Praxis muss ich mir natürlich anschauen mit was für einem Hund ich zu tun hat. Ist es ein ruhiger und trotz der Situation entspannter Hund, dann kann man es durchaus versuchen den Knochen mit einem Seitenschneider zu entfernen. Habe ich es mit einem nervösen oder ängstlichen Hund zu tun, muss ich diesen dafür Sedieren.

Folgen hat man meistens nicht zu erwarten, die Schleimhäute regenerieren sich in den mir bekannten Fällen von selbst.  Als Alternative würde ich eher zu Knochenmehl oder Mineralstoffen raten, weil der Hund natürlich seine Nährstoffe bekommen soll, aber das Risiko sollte nicht zu hoch sein.  

Die Tierklinik in Werl (Nordrhein-Westfalen) hat mir auch per Mail meine Fragen beantwortet und hat seine ganz eigene Meinung dazu:

Zähne können Mikrorisse an den tragenden  harten Knochen bekommen, die dann wieder den perfekten Nährboden für Zahnstein, Karies und andere Krankheitserregern bilden. Was dann, im schlimmsten Fall nach einer längeren Schmerzphase für den Hund, zu dem Verlust des Zahnes führen kann.
Ist der Knochen dann einmal stückchenweise doch in den Magen gelangt, liegt er dort wie ein Stein. Die Magensäure gibt sicher ihr Bestes, aber manchmal reicht selbst das nicht. Der Knochen wandert langsam in den Darm und bleibt im schlimmsten Fall dort stecken…Darmverschluss -OP.

Die Geschichte mit dem Markknochen wird also irgendwie nicht besser…

Es ist mir ein Rätsel, warum diese Knochen bei so einem hohen Risiko oft in Onlineshops oder auch in Barfshops vor Ort leichtfertig als „Knabberspaß“ verkauft werden. Natürlich wurde mir auch berichtet, dass Hundebesitzer seit mindestens 25 Jahren und noch länger Markknochen füttern und noch nie was passiert ist. Meine persönliche Meinung dazu ist:

Markknochen sind nicht lebenswichtig und aus diesem Grund setzte ich meinen Hund dieser Gefahr einfach nicht aus.

Ich appelliere an euch, setzt eurem Hund nicht diese Gefahr aus, nur für ein bisschen Knabber- Spaß. Denn diesen Spaß hat euer Hund mit Sicherheit auch mit einer andern Knochenalternative, die sich nicht verkanten kann. Keine tragenden Knochen sind z.B. Putenhals, Hühnerhals, Kalbsbrustbein, Lammrippe… Aber auch hier gilt: Lass deinen Hund nicht alleine mit einem Knochen! Vorsicht ist in diesem Falle immer besser als Nachsicht – oder vor allem auch als ein Notfall und hohe Tierarztrechnungen. Falls ihr euch nun fragt, was ihr mit den bereits gekauften Markknochen machen sollt, gebe ich euch einen kleinen Tipp: Kocht das gute Mark aus den Knochen aus! Knochen und Wasser in den Topf, ein bisschen Essig dazu und mind. 6-8 Stunden kochen lassen. Diese Suppe könnt ihr eurem Hund hervorragend als Nährstoffbooster zu trinken geben und den Rest in Gläser füllen und einfrieren.

Anschließend die ausgekochten Knochen entsorgen.

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