Jeder hat es schon mal gesehen! Wir gehen mit unseren Fellnasen spazieren und treffen immer wieder mal auf kreide-weiße Kothaufen! Im ersten Moment ist man irritiert und fachsimpelt vielleicht von welchen Tier das kommen mag. Für alle die es bis jetzt noch nicht wussten: Dieser Knochenkot kommt tatsächlich von einem Hund! Knochenkot ist allerdings nicht nur kreideweiß sondern auch sehr gefährlich, bis tödlich für den Hund.
Was ist Knochenkot?
Allein die Bezeichnung „Knochenkot“ lässt nichts Gutes vermuten. Ich habe euch mal alle Informationen zusammen gesammelt und es für auf den Punkt gebracht.
In einer ausgewogenen klassischen Rohfütterung gehört die Knochenfütterung dazu. Sie dient in erste Linie der Calcium-Versorgung aber auch der Zahnreinigung und zur Befriedigung des natürlichen Kau-Triebes.
Aber hier ist besondere Vorsicht geraten!
Knochenkot nennt man den Kot eines Hundes, der zum größten Teil aus den zuvor gefütterten Knochen besteht. Dieser Kot ist kann bräunlich bis kreideweiß sein. Auffällig: Dieser Kot ist oft sehr hart und trocken. Umgangssprachlich sagt man auch, man hätte das Gefühl das dieser Kot aufgrund seiner Beschaffenheit „zu Staub zerfällt“.
Die wichtigste Voraussetzung für die Knochenfütterung: Bitte unbedingt NUR und ausschließlich ROHE Knochen füttern! Sobald Knochen erhitzt, gekocht, gebraten oder gegrillt werden, splittern diese und werden garantiert einen Schaden verursachen.
In einem klassischen Rohfütterung-Plan ist ein Knochenanteil von ca. 15 % der Richtwert. Die Masse und die Aufteilung macht´s…
„Gib dem Hund doch einen Knochen“
Leider passiert es schnell, dass Hundebesitzer ihrem Hund etwas Gutes tun möchten oder Beschäftigung bieten möchten und ihm zusätzlich Knochen geben. Und schon kann gefährlicher Knochenkot entstehen. Ein weiterer Fehler kann es sein, wenn man die wöchentliche Portion an rohen-fleischigen Knochen an einem Tag seinem Hund zu fressen gibt. Auch das kann bereits zu viel auf einmal sein. Teilt lieber die Knochenportion auf mehrere Tage auf.
Leider hält sich unter Hundebesitzern immer noch ein hartnäckiges Gerücht! Nämlich, je mehr Knochen ein Hund bekommt, je mehr Calcium bekommt er – was zur Folge haben soll dass der Hund ein starkes Skelett bekommt. Diese Annahme ist schlichtweg Falsch!
Bitte keine blanken Knochen verfüttern.
Es ist nämlich so, Calcium wird durch die Schleimhäute der Darmwand aufgenommen und den Blutkreislauf weitergeleitet. Ist der Calciumbedarf des Hundes gedeckt, wird kein weiteres Calcium aufgenommen, so zumindest bei älteren Hunden . Es werden keine Calcium- Depots im Körper angelegt. Es macht also gar keinen Sinn dem Hund mehr Knochen zu geben als sein Bedarf benötigt! Also wandert die Knochenmasse im Darm weiter, dort wird der Masse die Flüssigkeit entzogen und wird zu einer zementarten Masse. Der Knochenkot.
„Knochen füttern“ ist nicht gleich „Knochen füttern“
In der Rohfütterung ist immer die Rede von rohen-fleischigen Knochen! Das bedeutet, dass um den Knochen herum noch Fleisch ist, im besten Fall 50% Knochen und 50 % Fleisch.
(z.B. Lammrippen, Hühnerhälse oder Putenhälse). Hier spielt es, zumindest bei der Verdauung, keine Rolle ob es sich um ganze Knochenstücke oder gewolfte Knochen handelt.
Ein ganz wichtiger Punkt sollte auch sein: Bitte keine blanken Knochen verfüttern.
Um die Magensäure anzuregen ist es ratsam, zusätzlich zu der Knochenration, Muskelfleisch zu füttern. So kann das „Zusatz-Fleisch“ die empfindlichen Magen/Darmwänden vor zu spitzen Knochen schützen bis diese zersetzt sind. Innereien dienen auch als eine gute Begleitung in der Knochenverdauung.
Woran merke ich, dass mein Hund Knochenkot gebildet hat?
Wenn ich also Knochen gefüttert habe, sollte man ein Auge auf seinen Hund werfen. Nicht nur während der Fütterung von Knochen sondern auch danach. Hat er Probleme den Kot abzusetzen? Zeigt er Schmerzempfinden in der Bauchgegend oder drückt der den Rücken nach oben durch?
Natürlich möchte ich keine übertriebene Panik verbreiten. Aber sollten diese Symptome nach der eine Knochenfütterung auftauchen, rate ich jedem lieber einmal mehr zum Tierarzt zu fahren als zu wenig.
Ich habe mich auf die Suche von Hundebesitzer gemacht, die genauso einen Knochenkot-Fall schon einmal mit Ihrem Hund hatten.
Interview mit Hundebesitzern, die das Problem Hundekot bei ihren Hunden kennen
Interview mit Simone & Inka
Meine alte Hündin hat von mir immer einen Knochen bekommen wenn sie bei meiner Mutter war. Ich habe ihr den Knochen zur Ablenkung gegeben wenn ich gegangen bin und es waren Rinder Knochen von einer Hundemesse. Eines Morgens hat sie so vor Schmerzen geschrien, dass sie die komplette Nachbarschaft geweckt hat.
Oh je, was ein Schreck, was habt ihr dann gemacht?
Wir sind direkt zum Tierarzt gefahren! Der Tierarzt hat ihr eine Spritze gegeben, diese sollte nur am After wirken, damit dann ganz viele Knochen Splitter am After entfernt werden konnten und alles gespült werden konnte. Jedoch war sie eine Stunde danach immer noch komplett weg, ich habe dann noch eine Stunde mit ihr im Auto gesessen bis sie wieder ein wenig den Kopf geben konnte. Das alles hat noch ein paar Tage angehalten, es war wirklich eine schlimme Erfahrung.
Interview mit Sebastian & Lou Lou
Wann und wie ist es dir aufgefallen, das Lou Lou unter Knochenkot leidet?
Nach der Knochenfütterung konnte sie nur schwer und unter Schmerzen Kot absetzen. Es ging zwar aber es war immer ein großer Aufwand.
Irgendwann seid ihr zu Tierarzt gefahren, was wurde dir dort gesagt?
Ich war beim Doktor mit Lou Lou, weil ich den Darm nochmal kontrollieren lassen wollte aber alles war gut. Lou Lou war gesättigt von Calcium deswegen kam dieser Käse nach der Fütterung eines Knochen.
Bekommt Lou Lou noch Knochen oder eine Alternative?
Ich füttere seitdem nur noch Knochen ab und zu, um den Calciumbedarf dennoch zu decken füttere ich Eierschalenmehl zu. Ich bin froh, dass wir Glück hatten-großes Glück, denn es hätte auch anders ausgehen können.
Interview mit Stefanie & Schäferhündin Asta
Wir haben von heute auf morgen auf Barf umgestellt und haben die Knochen erst mal auf 3 Tage verteilt, was wohl zu wenig war, wie es sich rausgestellt hat. Sie hatte 2 Tage keinen Kotabsatz nach dem ersten Mal Knochenfütterung. Das macht einem direkt schon Sorgen. Es gab damals Ziegenrippen. Nach dem 3 Tag hatte sie denn Ihre Mühe Kot abzusetzen, es hat einige Gassi-Runden gedauert, dann kam aber doch irgendwann was und es war Stein hart und Weiß. Natürlich erstmal erschreckend und ich habe mich direkt informiert was ich ihr Gutes tun kann, also gab es am Abend Innereien mit Gemüse und ein ordentlichen Schuss Öl. Danach hab ich die Knochen auf 5 Tage verteilt und seitdem hatten wir nie wieder Knochenkot. Am nächsten Morgen war- zum Glück – wieder alles wieder Paletti!
Diese Fälle sind nochmal gut ausgegangen und alle Hunde sind mit einem „blauen Auge“ davon gekommen.
Interview mit der Fachtierärztin für Kleintiere Fr. Dr. Pollmüller aus Ahlen/Nordrhein-Westfahlen
Doch schauen wir uns mal eine kurze und knappe medizinische Erklärung dazu an. Hier habe ich mit der Fachtierärztin für Kleintiere Fr. Dr. Pollmüller aus Ahlen/Nordrhein-Westfahlen gesprochen.
Frau Dr. Pollmüller, was bezeichnet man in der Tiermedizin als Knochenkot?
Wie der Name es schon hergibt, ist es Kot, der angereichert ist mit Knochenfragmenten.
Wie entsteht Knochenkot/ bzw. wodurch wird dieser verursacht?
Knochenkot entsteht durch die orale Aufnahme von Knochen.
Was passiert mit diesen Knochen während der Verdauung? (Verletzungen? Magen? Darm? Schmerzen?)
Die orale Aufnahme kann zu massiven Problemen führen, da Knochen oft nicht genügend vom Magen-Darmtrakt aufgeschlossen und verkleinert werden, kann es zu Passagehindernissen kommen, die verheerende Folgen haben. Ebenso können vom Maul bis zum Enddarm die jeweiligen Strukturen durch die Passage geschädigt oder sogar rupturiert werden. Dies führt zu massiven Schmerzen und kann bis zum Tode führen. Bevor ich meine eigene Praxis eröffnen habe, war ich in Tierkliniken beschäftigt, in denen mir folgende Verletzungen unter die Augen gekommen sind: Maulverletzung durch Knochen, notwendige Narkose wegen Markknochen vom Unterkiefer entfernen, tagelanges Erbrechen aufgrund von Knochenstück im Magen, Darmverschluss durch Knochenstück, Darmruptur und infolge dessen Bauchfellentzündung, Enddarmverstopfung mit massiven Darmschleimhautirritationen und blutigem Stuhl und sogar Todesfälle.
Oft werden solche Fälle zu Intensivpatienten, die tagelang um Leben und Tod in der Tierklinik ringen…vor allem bei dem totalen Darmverschluss, bei dem noch Darmstücke entfernt werden müssen und den rupturierten Darm-Patienten, die an einer Bauchfellentzündung leiden.
Mal angenommen es wurden zu viele Knochen gefüttert, und der Hundebesitzer merkt das sein Hund kein Kot absetzten kann. Was ist als Erstes zu tun? Wie lange sollte man warten, bis man einen Tierarzt aufsucht?
Es sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden!
Aus einem persönlichen Gespräch weiß ich, dass Sie nicht nur Fachtierärztin sondern auch Hundebesitzerin sind, ist Ihnen selbst schon mal so etwas passiert?
Unfreiwillig ja!
Mein Hund war mit einem Bekannten unterwegs mit einem kurzen Stopp im Biergarten. Dort wurde er von einem Fremden mit einen Knochen gefüttert. Leider war beiden die Folgen nicht bewusst. Mein alter Rüde „Theo“ hatte noch Glück. Er hatte „nur“ hochgradige Schmerzen beim Kotabsatz und hatte Blutbeimengungen im Kot. Gott sei Dank ist nicht mehr passiert, aber schon schlimm genug…
Zusammenfassend sollten wir uns folgendes merken:
- Niemals sollten gekochte, erhitzte, gegrillte oder gebratene Knochen gefüttert werden! SPLITTER-GEFAHR! Gebt eurem Hund nur und ausschließlich rohe Knochen
- Den Hund niemals bei der Knochenfütterung unbeobachtet oder allein lassen
- Haltet euch an den vorgegeben Richtwert der Knochenportion für euren Hund
- Füttert immer rohe fleischige Knochen mit einem Knochen/Fleisch Verhältnis von je 50%
- Füttert dem Hund nicht den kompletten Wochenbedarf an Knochen in einer Fütterung, teilt diese auf mindestens drei bis vier Mal in der Woche auf.
- Füttert zusätzliches Muskelfleisch und Inneren um den Magen zu schützen.
- Wählt die richtigen Knochen für euren Hund aus (Ein Barf-Ernährungsberater kann hier Hilfestellungen geben)
- Solltet ihr die oben beschriebenen Symptome an eurem Hund nach der Fütterung bemerken, sucht bitte einen Tierarzt auf.